Karrierebeginn in der österreichischen Provinz: Der Aufstieg von Sergio Pérez

Sergio Pérez ist seit über einem Jahrzehnt als Formel-1-Fahrer erfolgreich, doch sein Weg an die Spitze war alles andere als einfach. Seine Karriere nahm in der österreichischen Provinz ihren Anfang – und begann mit einer List.

Unerwarteter Start in Europa

Als der damals 15-jährige Mexikaner Sergio Pérez in Europa ankam, begann für ihn ein Abenteuer voller Herausforderungen. Er unterschrieb beim Team GU-Racing, das damals noch als 4speed Media bekannt war, und startete in der Formel BMW – einer Nachwuchsserie, die von 2002 bis 2007 als Nachfolger der Formel ADAC galt.

Sein neuer Teamchef Günther Unterreitmeier holte ihn am Flughafen München ab und brachte ihn in die kleine österreichische Gemeinde Vilsbiburg, wo er in einem bescheidenen Hotelzimmer untergebracht wurde. Für Pérez, der aus der Millionenstadt Guadalajara stammte, war dies ein echter Kulturschock. „Felder, Bäume, Traktoren – ich war völlig schockiert“, erinnerte er sich später in einem Interview mit The Players’ Tribune.

Sprachbarrieren und Heimweh

Die Anfangszeit war hart: Pérez sprach weder Deutsch noch gut Englisch und hatte kein Internet, um mit seiner Familie und Freunden zu kommunizieren. Sein einziger Zeitvertreib war das Fitnessstudio. „Nach drei Tagen wurde ich schon verrückt“, gestand er.

Doch der Motorsport war für Pérez mehr als ein Hobby – es war eine Familienangelegenheit. Schon als Kind verbrachte er die Wochenenden mit seinem Vater und seinem älteren Bruder auf Go-Kart-Rennen. Sie fuhren freitags zur Rennstrecke und kehrten oft erst in der Nacht zum Montag zurück. „Manchmal hatte ich tagelang nicht geduscht und roch nach Motoröl“, erinnerte er sich an die Montage in der Schule.

Rückschläge und ein glücklicher Zufall

Der Traum von der Formel 1 war für Pérez in seiner Kindheit noch weit entfernt. Erst ein Rückschlag führte ihn auf den Weg zur Königsklasse des Motorsports. Mit einer Sondergenehmigung durfte er an einer Kart-Serie teilnehmen, deren Sieger einen Test beim Team Escudería Telmex erhalten würde. Doch ein Konflikt mit einem einflussreichen Mann des mexikanischen Rennsports führte dazu, dass ihm die Rennlizenz entzogen wurde.

Glücklicherweise wurde Telmex auf Pérez aufmerksam und gab ihm dennoch die Chance auf den Test. Mit nur 14 Jahren trat er für das Team in der Skip Barber National Championship in den USA an. Dort erkannte er, dass es außerhalb Mexikos viele Möglichkeiten gab, von denen er zuvor nur träumen konnte.

Entscheidung für Europa

Die endgültige Entscheidung, in Europa Fuß zu fassen, fiel, als Pérez seinen Bruder in Großbritannien besuchte, der dort in der Formel 4 fuhr. „Mir wurde klar, dass die besten Fahrer alle in Europa waren“, sagte er.

Entschlossen, seinen Traum zu verwirklichen, schickte Pérez unzählige E-Mails und führte Telefonate mit Rennteams in Europa. „Dank einer Online-Übersetzungsseite konnte ich Texte erstellen, die ich in E-Mails einfügte oder am Telefon vorlas“, erzählte er. Dabei täuschte er sogar einen Sponsor vor: „Wenn sie glaubten, dass ich Geld habe, waren sie interessiert. Natürlich hatte ich keinen Sponsor, aber das konnte ich später klären.“

Vom Außenseiter zum Red-Bull-Star

Was mit einer mutigen Täuschung begann, entwickelte sich zu einer beeindruckenden Karriere. Heute ist Sergio Pérez einer der Top-Fahrer der Formel 1 und ein wichtiger Bestandteil des Red-Bull-Teams – ein Beweis dafür, dass Entschlossenheit und ein wenig Mut manchmal den Unterschied machen können.