Goffin freut sich auf Duell mit Alcaraz: „Genau deshalb spiele ich weiter“

David Goffin hat in seiner Karriere bereits Tennisgrößen wie Novak Djokovic, Rafael Nadal und Roger Federer geschlagen. Doch selbst für einen erfahrenen Profi verliert ein Match gegen einen Topspieler nie seinen Reiz.
Am Freitag bekommt der Belgier erneut die Chance, sich mit einem der Besten zu messen: In der zweiten Runde der Miami Open trifft er auf den spanischen Shootingstar und an Nummer zwei gesetzten Carlos Alcaraz.
„Genau deswegen spiele ich weiter Tennis – um zu sehen, wie ich im Vergleich zu den besten Spielern der Welt dastehe. Und morgen habe ich genau diese Möglichkeit“, sagte Goffin im Gespräch mit ATPTour.com. „Ich darf noch einmal gegen Carlos Alcaraz antreten, um zu sehen, wo ich aktuell stehe. Er spielt momentan wahrscheinlich das beste Tennis seiner Karriere. Er ist noch jung, aber bereits ein außergewöhnlicher Spieler. Ich freue mich, wieder in einem großen Stadion auf dem Platz zu stehen. Es wird ein spannendes Match – und wir werden sehen, was möglich ist.“
Für den Finalisten der Nitto ATP Finals 2017 ist es eine weitere Gelegenheit, zu beweisen, dass er nach wie vor das Niveau hat, das ihn einst in die Top 10 der PIF ATP Rankings brachte. Mit seinem Auftaktsieg gegen Aleksandar Vukic feierte Goffin bereits seinen 350. Erfolg auf der ATP-Tour.
„Ich fühle mich großartig. Alles hat etwa zur Saisonmitte im vergangenen Jahr begonnen. Ich habe damals ein paar Veränderungen im Team vorgenommen, und langsam kamen auch die besseren Ergebnisse“, erklärte Goffin. „Am Ende des Jahres war ich schon wieder knapp an den Top 50 dran. Das hat mir Selbstvertrauen gegeben.“
Ein entscheidender Schritt war die Wiedervereinigung mit Jean Demeroutis, jenem Trainer, der ihn bereits auf seinem Weg durch die ITF-Tour begleitet hatte. Dieser Neuanfang war der erste Baustein für Goffins Comeback-Versuch.
„Ich musste neue Ziele finden – und auch Wege, wie ich sie erreichen kann. Ich hatte das Gefühl, dass ich etwas im Team verändern muss. Körperlich war ich bereit und mental ebenso. Als ich wusste, worauf ich hinarbeiten will, habe ich einen neuen Coach engagiert“, so Goffin. „Ich war immer bereit zu kämpfen, alles zu geben, um wieder weiter nach oben zu kommen. Vor einem Jahr oder eineinhalb Jahren war ich irgendwo um Platz 120, 130 herum und fragte mich: ‚Will ich wirklich noch einmal in die Top 50?‘“
Eine andere Option wäre gewesen, den Karriereausklang in Ruhe zu genießen – ohne große Ambitionen, aber das kam für ihn nicht infrage.
„So wollte ich nicht aufhören. Ich spürte, dass noch mehr in mir steckt, mehr Energie, mehr Motivation. Also bin ich froh, dass ich die Kraft gefunden habe, noch einmal alles zu geben – und dass die Resultate dann auch kamen“, sagte Goffin. „Ich möchte meine Karriere mit einem guten Gefühl beenden. Ich will wissen, dass ich alles gegeben habe – sportlich wie mental. Dieses Jahr werde ich 35. Wie viele Jahre ich noch spielen werde, weiß ich nicht. Aber wenn es so weiterläuft, vielleicht noch ein paar. Es fühlt sich jedenfalls gut an.“
Ein weiterer Lichtblick in seinem Leben ist seine kleine Tochter Emma, die im vergangenen Jahr zur Welt kam und ihn nun auch in Miami begleitet. Manchmal ist sie sogar am Spielfeldrand dabei – solange es nicht zu heiß wird.
„Es ist einfach wunderbar. Sie ist so ruhig, beobachtet alles um sich herum und weint so gut wie nie. Im Moment ist sie wirklich ein perfektes Baby“, schwärmt Goffin. „Sie ist gerade einmal sechs Monate alt. Das motiviert mich zusätzlich. Ich habe Ende des vergangenen Jahres gesagt: Vater zu werden, gibt mir nochmal einen Schub, meine Karriere ein Stück fortzusetzen. Vielleicht wird sie sich ja irgendwann daran erinnern, dass ihr Papa ein ganz guter Tennisspieler war.“
Gegen Alcaraz wird Goffin jedenfalls noch einmal sein ganzes Können abrufen müssen. In den bisherigen zwei Begegnungen steht es 1:1. Das letzte Duell gewann der Belgier vor drei Jahren in Astana – bei jenem Turnier, das für Alcaraz das erste ATP-Event nach seinem US-Open-Triumph war.
„Er hat in allen Bereichen große Fortschritte gemacht. Vor allem sein Aufschlag ist viel besser geworden – technisch hat sich da einiges verändert. Auch seine Rückhand hat sich leicht angepasst“, analysierte Goffin. „Physisch ist er deutlich stärker als beim letzten Mal. Kein Zweifel: Er ist heute ein kompletterer Spieler – und er entwickelt sich ständig weiter. Mit dem starken Team hinter ihm wird das sicher so bleiben. Es wird ein schwieriges Match, keine Frage.“